Nori-Blätter werden aus Rotalgen hergestellt, doch woher kommen die riesigen Mengen an Rotalgen die weltweit jedes Jahr zu Nori-Blättern verarbeitet werden? Seit Jahrhunderten werden Rotalgen in Asien in Aquakulturen angebaut. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff „Aquakultur“?

Ähnlich wie in der „normalen“ bäuerlichen Ackerwirtschaft wie wir sie auf den Feldern Mitteleuropas kennen, werden in Japan, Korea und China riesige Meeresgebiete bewirtschaftet. Die Gebiete sind flach und küstennah, das Wasser ist kühl und nährstoffreich. Um sich eine Vorstellung vom Ausmaß dieser Flächen zu verschaffen, sind in der folgenden Abbildung Satelliten-Aufnahmen von Anbaugebieten in Süd Korea zu sehen.

Die für die Herstellung verwendeten Rotalgen benötigen einen Träger, der ihnen Halt gibt und an den sich die Alge anheften kann. Natürliche Träger sind Felsen, aber die natürlichen Felsen würden bei weitem nicht ausreichen, die großen Nachfrage-Mengen an Nori Blättern zu produzieren.

Die Nori-Bauern stellen daher den Algen künstliche Träger in Form von Netzen zur Verfügung. Die Netze werden in den flachen Meeresregionen in langen Bahnen (1,5 m breit und 18 m lang) parallel zum Meeresboden aufgespannt und mit große Stangen am Meeresboden befestigt. Bei Flut befinden sich die Netze unter der Wasseroberfläche, bei Ebbe liegen sie frei in der Luft. Die Besonderheit der Ariake Bay, einem traditionellen Anbaugebiet von Nori-Algen in Japan, ist ein Tidenhub von 6 Metern, einem der weltweit höchsten Unterschiede zwischen den Wasserständen von Ebbe und Flut.

Sollen die Algen geerntet werden, fahren Ernte-Boote an die Netze, heben die Netze an und fahren mit den speziell konstruierten Booten unter die Netze. Die aufgespannten Netzte liegen dann z.T. über dem Bootskörper. Die Nori-Bauern schieben sich Stück für Stück unter dem Netz entlang und ernten die Nori Algen von den Netzen. Um die Ernte-Boote zu den z.T. weit entfernten Nori Flächen zu bringen werden sie mit Mutter-Booten zu den abzuerntenden Feldern gebracht.

Soviel zur Aquakultur der Rotalgen. Warum wachsen die Algen so schön gleichmäßig an den Netzen?
Auch hier taucht man ein in ein hochspannendes Thema: Rotalgen vermehren sich in einer sehr speziellen Art und Weise, in einem sogenannten Generationswechsel. Das macht Rotalgen zu einer einzigartigen Organismengruppe mit einem Generationswechsel mit drei Generationen im Lebenszyklus, nämlich den Gametophyt, den Karposporophyt sowie den Tetrasporophyt.
Bei Polysiphonia (den Nori-Rotalgen) gibt es zu etwa gleichen Teilen männliche und weibliche Gametophyten. Der männliche Gametophyt bildet in den Spermatangien Spermatien (männliche Sexualsporen). Der weibliche Gametophyt bildet im Karpogon (weibl. Gametangium) die Trichogyne, ein fadenförmiges Empfängnisorgan, aus. Trifft ein Spermatium auf eine Trichogyne, kommt es zur Karyogamie (Kernverschmelzung). Aus der befruchteten Zygote wächst die meist mikroskopisch kleine, besondere Generation heran: der Karposporophyt. Zur gleichen Zeit bildet das Karpogon des weiblichen Gametophyten eine Hülle um ihn aus (Zystokarp). Am Karposporophyt reifen Karposporen heran, treten aus der Umhüllung aus und wachsen zum Tetrasporophyt heran. Dieser bildet in den Tetrasporangien durch Meiose Tetrasporen, die wieder zu Gametophyten auskeimen.